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Jawline Ihrer Träume

Wozu dieses Buch?


Haben Sie auch schon einmal Ihre Freunde gebeten, auf dem Partyvideo die Sequenz mit Ihnen zu löschen? Es gibt viele Menschen, die nicht wollen, dass ein Video mit ihnen gezeigt wird. Aber aus einem anderen Grund: Weil ihnen die Situation peinlich ist. Sie aber wollen es nicht, weil Sie sich selbst nicht sehen mögen. Sie finden Ihre Profilansicht schrecklich. Nicht nur in Videos, auch auf Fotos. Es ist zum Heulen. 


Mir war das letzte Mal wegen einer Momentaufnahme im Oktober 2021 zum Weinen. Das Bild hatte meine Mutter in unserem Zürcher Esszimmer geschossen, als sie mit meinem Bruder aus meiner alten Heimat, der Slowakei, zu Besuch war. Wir drei hatten uns schon länger nicht gesehen. Ich servierte meinem Bruder gerade eine Tasse Kaffee, da geschah es: Knips! Ohne dass mein Bruder oder ich es wussten, schickte meine Mutter das Foto mit einer unfassbaren Selbstverständlichkeit, als wäre sie ein „Digital Native“, an mehrere Verwandte. Als sie mir kurz danach das Bild zeigte, traf mich der Anblick wie ein Schlag ins Gesicht. Ich schien auf dem Foto kein Kinn und keinen Unterkiefer zu haben. Ich war eine Frau ohne „Jaw Line“: ohne definierte Kieferlinie.  


Für Menschen mit Kieferauffälligkeiten gibt es sehr oft nur eine Art von Fotos, mit denen sie zufrieden sind: Selfies. Denn Bilder von vorne sind meistens unauffällig, die von der Seite tun aber beim Anblick so richtig weh. Sie erinnern schmerzhaft daran, dass etwas mit dem Gesicht nicht stimmt. Ungeplante Profilaufnahmen bei Familienfeiern, Treffen mit Freunden, beim Sport oder auf Partys fühlen sich für uns Kieferauffällige häufig an wie ein Tritt in den Bauch. Da kann dann ein einziges Bild das Fass zum Überlaufen bringen und darüber entscheiden, endlich etwas zu unternehmen und einen Kieferorthopäden oder gar direkt den Kieferchirurgen aufzusuchen. 


So war es auch mit dem schicksalhaften Foto am Esstisch, das meine Mutter von mir machte. Der Anblick war zwar für mich nicht neu. Ich hatte mich beim ersten Selbstbetrachten von der Seite schon als Kind erschrocken. Und dann immer wieder. Mein ganzes Leben lang war meine unvorteilhafte Kinnlinie eine unendliche Quelle der Unsicherheit für mich. Sie war auch der Grund für Hänseleien, dumme Sprüche und Bemerkungen in meiner Kindheit, Adoleszenz, in der Jugend und sogar im Erwachsenenalter, vor allem, als ich zwischen 2007 und 2015 in der Slowakei im Fernsehen auftrat.  


Doch an diesem einen Oktobertag kurz vor meinem 45. Geburtstag, bei diesem Anblick von mir als „Frau ohne Kinn serviert Kaffee“ auf dem Smartphone meiner Mutter, ist etwas in mir zerbrochen. Ich wusste: Ich kann nicht auch die zweite Hälfte meines Lebens mit dieser Disharmonie im Gesicht leben. Und ich will es auch nicht. Paradoxerweise geschah dies zu einem Zeitpunkt, an dem ich nicht mehr die wertenden Blicke der Öffentlichkeit, Medien und Fernsehzuschauer ertragen musste. Meine Fernsehkarriere gehörte der Vergangenheit an, ich lebte ein glückliches anonymes Familienleben mit meinem Mann und meiner kleinen Tochter in der Schweiz. Für meinen Mann Mark war ich – wie er mir immer wieder versicherte – perfekt so, wie ich war. Seinetwegen musste ich mich also nicht unter Druck setzen, hübscher auszusehen. 


Und dennoch: Ein paar Tage später saß ich bei einem Zürcher Top-Kieferchirurgen. Mit dem ersten Besuch bei einem Kieferchirurgen verhält es sich so ähnlich wie mit dem ersten Besuch bei einem Psychotherapeuten: Man muss schon einen gewissen Leidensweg hinter sich haben, um dort zu landen. Und ich war so weit. Der Chirurg musste mich gar nicht überreden, obschon wir über einen Eingriff sprachen, dessen bloße Beschreibung später bei mehreren meiner eher zart besaiteten Bekannten zu leichtem Unwohlsein führte, als ich ihnen erzählte, was ich vorhatte. Es war von vornherein klar, dass ich diesen inneren Bungee-Sprung mental längst hinter mir hatte. Ich wollte nichts anderes als diese Operation, die mich nicht umwerfend schön machen, sondern mir einfach nur zu einem ganz normalen Aussehen verhelfen sollte. 


Wenn Sie diese Zeilen lesen, haben Sie vermutlich ebenfalls einen bestimmten, persönlichen Leidensweg hinter sich und überlegen, ob ein kieferchirurgischer Eingriff für Sie das Richtige ist.


Vielleicht geht es auch Ihnen so, und Sie haben sich im Grunde schon entschieden, haben möglicherweise noch offene Fragen zu Details oder wünschen sich einen ausführlichen Erfahrungsbericht. Vielleicht sind Sie aber noch mitten in der Entscheidungsfindung und noch ganz unsicher, was das Ergebnis angeht. Und Fragen gibt es genug:
Fragen zu ästhetischen, funktionalen, psychologischen und sozialen, aber auch zu praktischen und manchmal banalen Aspekten, für die sich nicht immer ganz leicht Antworten finden lassen und die nicht alle beim Aufklärungsgespräch mit dem Arzt zur Sprache kommen müssen oder können. 


Als ich mich entschieden hatte, die große Kieferoperation über mich zu ergehen lassen, suchte ich im Internet nach jemandem, der mir aus Patientensicht von seinem Weg und seinen Erfahrungen erzählen könnte. Ich bin zwar auf Facebook auf ungemein nützliche Selbsthilfegruppen und Communities von Kieferchirurgie-Überlebenden gestoßen. Nur hätte ich mir ein viel persönlicheres, gründlicheres Coaching von jemandem gewünscht, der so etwas schon hinter sich hat. Ich wollte meinen Chirurgen nicht damit stressen, für mich noch ein Gespräch mit seinen schon operierten Patienten zu organisieren. Aber ehrlich gesagt: Für ein freundliches Wesen mit einem perfekt operierten Kiefer, das meine vor Angst verschwitzte, zitternde Hand in den Tagen vor der OP halten und mich auf das Erlebnis vorbereiten und dabei begleiten würde, hätte ich alles gegeben. 


Und deswegen: Lassen Sie mich diese Person für Sie sein. Zufrieden nach überstandener OP und Rekonvaleszenz und glücklich mit einem neuen, harmonischen Unterkiefer möchte ich Sie gerne an die Hand nehmen und mit Ihnen diesen nicht leichten, aber zugleich sehr stärkenden und ermutigenden Weg gehen, an dessen Ende vielleicht auch für Sie ein neues Leben beginnt, in dem Sie den Blick in den Spiegel nicht mehr scheuen müssen.  


Denn eines will ich hier vorwegnehmen: Natürlich habe ich mir durch die Operation eine optische Verbesserung und mehr Lebensqualität erhofft. Aber niemals hätte ich damit gerechnet, in welchem Ausmaß das tatsächlich passieren würde. Und so fühle ich mich, da ich diese Zeilen schreibe, an das perfekte Profil der Maria in Michelangelos Pietà erinnert, wann immer ich in den Spiegel schaue. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Michelangelo sein Meisterwerk aus einem einzigen Marmorstück gemeißelt hat, während mein neuer unterer Gesichtsteil ein Stück meines Beckenknochens und ein paar Titanplättchen und Schrauben enthält. Nichtsdestotrotz sitzt hier eine Frau, die endlich so aussieht, wie sie schon immer hätte aussehen sollen, und die im reifen Alter von 45 Jahren das allererste Mal in ihrem Leben zufrieden und glücklich mit ihrem Körper, ihrem Gesicht ist.


Lassen Sie sich also ermutigen von meiner Geschichte, und wenn Sie noch nicht ganz sicher sind, ob Sie sich für eine OP entscheiden wollen, finden Sie in diesem Buch auf jeden Fall viele Informationen zu Kieferauffälligkeiten, ihrer Verbreitung, möglichen Behandlungsvarianten, Tipps zur OP-Vorbereitung und vielem anderem mehr, die Ihnen helfen werden, Ihren persönlichen Weg zu finden.

Gehören Sie zu den 20% Betroffenen?

Vor ein paar Monaten nahm ich an einem Brotbackkurs teil. Von den zehn Teilnehmerinnen in unserer Gruppe hatten zwei einen merkbar unterentwickelten Unterkiefer. Eine davon war inzwischen nicht mehr als Trägerin eines fliehenden Kinns zu erkennen: ich, zu der Zeit frisch operiert. Die andere Person war eine Frau um die 30, deren Problemzone leider wirklich unübersehbar war. In eine Gruppe von zehn waren wir also schon zu zweit mit dem Kieferproblem: 20 Prozent. Und in der Tat, laut einer Studie leiden 22 Prozent der Weltbevölkerung unter einer Kieferfehlstellung, die optisch zu einem fliehenden Kinn führt.
Kürzlich fuhren meine Tochter und ich mit der S-Bahn, und ganz in unserer Nähe saß ein Teenager mit einem Rubikwürfel in den Händen. Während meine kleine Tochter mit den Blicken an seinen Fingern klebte und seine Geschicklichkeit am Zauberwürfel bestaunte, konnte ich meine Augen nicht von seinem Gesicht abwenden: Von seinem zurückgesetzten Kinn lief eine nahezu gerade Linie direkt zu seiner Brust. Und dann war da kürzlich diese junge Kellnerin beim maßlos überfüllten Frühstücksbuffet eines Salzburger Hotels. Sie fiel mir auf, weil sie mich bei ihrem Hindernislauf durch die viel zu vielen genervten, hungrigen Gäste mit ihrem Pferdeschwanz und grazilen Bewegungen an die Princess of Wales erinnerte und sich mit ebenso viel Ruhe und Eleganz bewegte. Aber dann drehte sie sich um und sah nicht wie Herzogin Kate aus, sondern wie ich vor meiner Operation (nur 15 Zentimeter grösser und 20 Jahre jünger).  


Seit ich vor einigen Monaten meine Gesichtsproportionen durch einen kieferchirurgischen Eingriff reparieren ließ, kann ich einfach nicht anders - ich bemerke überall meine (ehemals) Mitleidenden. Es ist, als ob ich auf einmal eine spezielle Sensorbrille auf der Nase tragen würde. Natürlich sind mir auch früher Menschen mit ähnlichen Gesichtsproblemen aufgefallen, nur heute reagiert dieses Radarsystem bei mir noch ein bisschen sensibler. Und immer, wenn ich jemanden da draußen sehe, der offensichtlich ein Knochenproblem im unteren Gesichtsdrittel hat, denke ich unweigerlich: Wie viele Türe werden so einem Menschen verschlossen bleiben, wie viele Chancen wird er verpassen, nur weil sein Gesicht durch den formschwachen Unterkiefer und das zurückgesetzte Kinn oder aber wegen des zu stark nach vorne ragenden Unterkiefers von der Norm abweicht? Vielleicht aber stören sich all diese Menschen gar nicht daran, sind also Mit-Leidtragende ohne Leiden. Es gibt in der Tat zahlreiche Prominente, die ganz augenfällig Kieferfehlstellungen aufweisen und sich trotzdem nicht auf den Operationstisch zu drängen scheinen.


Bei mir lief das anders. „Ich möchte nicht mehr so aussehen“, hatte ich frustriert zu meiner Mutter in einem WhatsApp Gespräch im November 2021 gesagt. „Dieses kleine, schwache Kinn, das bin nicht ich.“ Meine Mutter versuchte, mich mit popkulturellen Referenzen zu trösten. „Ich glaube, Freddie Mercury hatte auch so ein Profil wie du,“ meinte sie. „Nein, Freddy Mercury hatte keine Kieferknochenanomalie, sondern mehrere überflüssige Zähne, die die anderen nach vorne gedrückt haben. Aber google doch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde. Die hat vielleicht etwas Ähnliches wie ich.“ „Siehst du! Und was für eine wichtige Person der Zeitgeschichte sie ist! Warte, und was ist mit dem Schauspieler, wie hieß er noch, der mit dem langen Gesicht. Nicolas Cage? Der hat auch so ein kleines süßes Kinn wie du. Und schau, wie erfolgreich er ist!“ 


Zugegeben, ein Vergleich mit Lady Gaga - deren ältere Bilder auch eine viel schwächere Jaw Line dokumentieren - wäre mir zwar viel lieber als ein Vergleich mit Nicolas Cage, aber es hat funktioniert. Und so haben wir zwei Laien mit kieferorthopädischen Ferndiagnosen der globalen Stars und Top-Politiker um uns geworfen, meine Mutter in der liebevollen Hoffnung, mich zu trösten, ich in verzweifelter Untröstlichkeit. Am Ende des Gespräches war uns beiden zwar klar, dass ich mich unters Messer, die Säge und den Meißel legen werde, aber die popkulturelle Therapie hat gutgetan. Auch wenn ich mich an keine einflussreiche und supererfolgreiche Persönlichkeit erinnern kann, deren Profil so sehr unvorteilhaft gewesen wäre wie meines. Ja, es ist in der Tat ein bisschen beruhigend zu sehen, dass sogar sehr talentierte, berühmte oder gesellschaftspolitisch wichtige Persönlichkeiten an unüberschaubaren Kieferfehlstellungen oder Fehlbissen leiden.  

Sie sind zwar nicht meine Popkultur-affine Mutter, aber einen kleinen Überblick über die verschiedenen Kiefer-/Gebissdysbalancen, die uns Normalos genauso wie die VIPs quälen, möchte ich ihnen nicht vorenthalten. Es gibt viel mehr Kiefer- und Gebissauffälligkeiten als die vier, die ich hier aufzähle. Nur konnte ich diesen auch einige bekannte Gesichter zuordnen, die die Beispiele anschaulicher machen. 


Zu kleiner Unterkiefer und sein treuer Begleiter, das fliehende Kinn

Im Fachjargon spricht man von „Mikrogenie“ (wenn einfach das Kinn klein erscheint) und „mandibulärer Mikrognatie“ (wenn nicht nur das Kinn, sondern die ganze Unterkieferbasis ungenügend ausgeprägt ist und man im Volksmund von einem „Vogelgesicht“ spricht). Der eigentliche Star dieses Buches und mein lebenslanges Leiden. Einer der größten Musiker meiner Generation, Dave Grohl, maskiert sein fliehendes Kinn schon seit Jahren mit seinem Bart. Der kontroverse Sänger Marilyn Manson hat ein so charakteristisches fliehendes Kinn, dass jemand sogar eine eigene Instagram-Seite für diesen Makel eingerichtet hat (die Manson dann juristisch blockieren ließ). Auch Prinzessin Anne, die Schwester des britischen Königs Charles III., hat ein stark zurückgesetztes Kinn und eine schwache Kieferlinie. Genau wie eine der beiden Töchter Donald Trumps, Tiffany. 


Zu großer Unterkiefer

Entsprechend dem Fachjargon beim zu kleinen Unterkiefer spricht man hier von „Makrogenie“ (bezogen auf das Kinn) und „mandibulärer Makrognatie“ (bezogen auf die Unterkieferbasis). Diese Anomalie wird umgangssprachlich auch „Habsburger Kiefer“ genannt, da sie im europäischen Hochadel ziemlich verbreitet war - dazu gibt es Beweise aus einer großen Stammbaumanalyse der Habsburger. Ein besonders bekanntes Beispiel für einen massiven Unterkiefer zeigt der amerikanische Talkmaster Jay Leno. Ungewöhnlich stark ausgeprägte Kinnpartien haben auch die Schauspielerinnen Reese Witherspoon und Drew Barrymore.


Unterbiss (man spricht auch von „Vorbiss“ oder „Mesialbiss“)

Und wenn der Unterkiefer zu lang ist oder der Oberkiefer zu kurz, kann es passieren, dass ein Unterbiss entsteht. Die unteren Zähne stehen dann beim Zubeißen vor den oberen. Unübersehbar und sehr sympathisch: der Unterbiss von Schauspieler Woody Harrelson.

 
Zahnfleischlächeln

Auch bekannt als „Gummy Smile“ (vom englischen „gum“ für Zahnfleisch). Ein Zahnfleischlächeln muss zwar die Kontur der Jaw Line nicht stören, ist aber oft auch Resultat eines Kieferproblems. Das „Gummy Smile“ ist beim weiblichen Geschlecht häufiger verbreitet und geht manchmal mit zu schwachem Unterkiefer einher. So war es auch bei mir. Wenn der Oberkiefer zu lang in die Vertikale (d.h. nach unten) gewachsen ist, kommt es zu einem Lächeln, das viel zu viel Zahnfleisch zeigt. Generell gilt: Wenn man über den oberen Zähnen beim Lächeln mehr als drei Millimeter Zahnfleisch sieht, fällt es dem Betrachter auf und es entsteht ein „Gummy Smile“.

Gummy Smile 1: Mein Zahnfleischlächeln halbwegs unterdrückt
Gummy Smile 2: Mein Zahnfleischlächeln völlig ungezügelt

Mein Zahnfleischlächeln: einmal halbwegs unterdrückt; einmal völlig ungezügelt

Schauen Sie sich zum Beispiel die Sängerin Gwen Stefani und ihr Lächeln auf älteren Bildern an. Ein „Gummy Smile“ kann durch verschiedene Faktoren entstehen - es muss nicht immer ein zu langer Oberkiefer sein. Manchmal entsteht es durch eine zu kurze Oberlippe oder durch zu fleißige Muskeln - sie ziehen die Lippe einfach zu stark nach oben. So eine hyperaktive Lippe lässt sich gut mit Botox ein bisschen fauler machen und das Problem auf diese Weise nichtchirurgisch lösen. Das ist möglicherweise auch das Mittel, zu dem einige berühmte Frauen greifen, deren ältere Bilder ein klares Gummy Smile zeigen (Beyoncé, Kate Beckinsale, Jennifer Garner, Nicole Kidman, Katy Perry), die neueren hingegen ein perfekt ausgeglichenes Lächeln ohne sichtbares Zahnfleisch. Selbstverständlich lässt sich ein solches Zahnfleischlächeln aber auch gut chirurgisch therapieren.


Diese wenigen Beispiele zeigen: Wir sind nicht allein. Die verschiedenen ästhetischen Störungen im Gesicht, die durch unglücklich entwickelte Kieferknochen entstehen, sind ein verbreitetes Problem, und nicht einmal Talent, Charisma, Reichtum, adelige Herkunft, exzellentes Denken oder politische Macht können solche offensichtlich unperfekten Stellen im Gesicht kaschieren. Umso interessanter ist der Umstand, dass man nur selten (wenn überhaupt) eine global bekannte Persönlichkeit findet, die eine kieferchirurgische Operation über sich ergehen ließ. Wenn man über Kieferchirurgie bei Prominenten liest, dann immer im Zusammenhang mit einem Unfall - wie zum Beispiel bei dem Rapper Kanye West.  
Warum so viele Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, ihre sichtbaren ästhetisch/funktionellen Makel nicht chirurgisch korrigieren lassen, obwohl doch gerade im Showbusiness das Äußere eine so große Rolle zu spielen scheint, dafür gibt es mehrere Erklärungen. Die einen sind sich bewusst, dass ihre Abweichung von der Norm zu ihrem Markenzeichen wurde. Das ist der Fall bei Jay Leno und seinem imposanten Unterkiefer. Die anderen haben Angst, dass ein großer Eingriff ihre Fähigkeiten einschränken oder ändern wurde. Ein berühmtes Beispiel dafür war Freddy Mercury. Die einzigartige Resonanz in seinem Mundraum verband er mit seinem speziellen Gebiss und wollte dieses deshalb nicht ändern. Die Sorge, dass ein großer operativer Eingriff in der Mundhöhle zu riskant wäre, ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum Sänger und Schauspieler lieber zu weniger radikalen Methoden - wie Hyaluronspritzen - greifen. Diese Lösung ist dann aber nur optisch und nicht nachhaltig, denn die Wirkung solcher Injektionen ist zeitlich begrenzt. Es muss immer wieder nachgespritzt werden.


Diese verschiedenen prominenten Fallbeispiele zeigen, dass die Jaw-Line-Problematik sich quer durch alle Bevölkerungs- und Gesellschaftsschichten zieht. Ein interessanter Gedanke dabei ist, dass vielleicht manch bekannte Persönlichkeit einen ansehnlichen Teil ihres Vermögens dafür geben würde, um so unbelastet wie wir Normalos an das Problem heranzutreten und Lösungen auswählen zu können. Uns jedenfalls zeigt das: Nicht jeder, der ein Kieferlinienproblem hat, braucht zur Lebensverbesserung diese OP. Aber zu wissen, dass es diese Möglichkeit gibt, sich darüber zu informieren, sie so genau wie möglich zu verstehen und auf der Grundlage möglichst breiter Kenntnisse entscheiden zu können, ist für jeden Menschen enorm wertvoll.

Quellenangaben:
M. Alhammadi, E.Halboub, M. Fayed, A. Labib, Ch. El-Saaidi. Global distribution of malocclusion traits: A systematic review. Dental Press J Ortohodontics. 2018. 

Wolff G, Wienker TF, Sander H. On the genetics of mandibular prognathism: analysis of large European noble families. J Med Genet. 1993;30:112–116.

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