Über mich
Wie bitte kommt eine slowakische Fernsehfrau und Ratgeberautorin dazu, auf Deutsch ein Buch über ihre Kieferoperation zu schreiben?
Hätte mir jemand vor einigen Jahren gesagt, dass ich bald mit meinem deutschsprachigen Kind und einer perfekt definierten Jawline in einer Zürcher Wohnung leben werde, hätte ich nur hysterisch lachen müssen. Noch 2013 war ich als slowakische Journalistin und Moderatorin auf meine Stadt Bratislava, die elterliche Familie und meine lokale Medienkarriere fixiert. Ich war eine typisch osteuropäische „Couch-Potato“, die den Blick über die Donau scheute. Und das Schlimmste dabei: all dies mit einem unterentwickelten, fliehenden Kinn, das ich nur dank der konspirativen Mithilfe befreundeter Kameraleute und meinem langen Haar einigermassen fernsehtauglich verstecken konnte.
Auf einmal trat ein korrekter Schweizer Gentleman in mein Leben. Er zeigte mir die nächste Donaubrücke und besser noch: den Weg nach Zürich. In einer für mein slowakisches Fernsehpublikum unverständlichen Hektik habe ich 2015 in meiner alten Heimat alles stehen und liegen lassen und fand mich flugs in der Schweiz ein.
Vom wilden Osten auf einmal in der superkorrekten Eidgenossenschaft. Wie hast du so einen Sprung geschafft?
Nach einem ersten Kulturschock (ich war der hochdeutschen Sprache mächtig, konnte aber Schwyzerdütsch noch nicht als der germanischen Sprachgruppe zugehörig identifizieren) und einem zweiten Kulturschock (mein slowakisches Grundnahrungsmittel – Blaumohnsamen – waren nur im Spezialitätenhandel zu Preisen wie an der Diamantenbörse erhältlich) habe ich mich als Bewohnerin der Schweiz integriert. So gut, dass ich sogar in den Stand des schweizerischen Bürgerrechts erhoben wurde.
Für mein neues Umfeld ist mein Akzent scheinbar nicht immer einfach einzuordnen. Aufgrund meines Aussehens werde ich manchmal höflich gefragt: „Sind Sie aus Südeuropa? Oder aus Südamerika?“ "Nein, ehemalige Tschechoslowakei, Václav Havel, Miloš Forman, wissen Sie?" Na ja, nicht immer punkte ich damit, so wie ich es mir wünschen würde, aber es ergibt sich meistens ein interessantes Gespräch. Und dabei erwähne ich dann gerne, dass ich in der Slowakei mehrere Ratgeberbücher vor allem zu weiblichen Tabuthemen publiziert habe, im gleichen Themenbereich meine eigene Comedyshow im Theater hatte und daneben in der meistgeschauten Frühstückfernsehshow fast täglich aktuelle Gesellschaftsthemen analysiert habe.
Woher kommen deine ausreichenden Deutschkenntnisse, um ein Buch auf Deutsch zu schreiben?
Da kann ich Ihnen nur den österreichischen Rundfunk ORF empfehlen. In der Schweiz hat mich zwar niemand verstanden, als ich im Lebensmittelladen nach Paradeisern, Marillen und Melanzanis gefragt habe, aber diese terminologischen Schwierigkeiten habe ich mit den Jahren zu überwinden gelernt. Ich wuchs noch in der sozialistischen, totalitären ČSSR auf und das ORF war (dank der Nähe zu Österreich) das einzige Portal in die freie Gedankenwelt. In meiner Kindheit und Jugend verschlang ich die westliche Berichterstattung mit Heißhunger, und so lernte ich Deutsch.
Konntest du das Bezugsproblem für dein Grundnahrungsmittel (Blaumohnsamen) inzwischen lösen?
Oh ja, durch Direktimport (meine Mutter). Dieser Rohstoff wird in unserem Haushalt ausgiebig zu traditionsreichem K&K-Gebäck verarbeitet. Die feinen, verwöhnten westliche Geschmacksknospen meines Ehemannes, ganz an elaborierte schweizerische Patisserie gewöhnt, haben die Vorzüge der pechschwarzen osteuropäischen Mohnnudeln schätzen gelernt. Und generell bin ich angekommen. Ich habe endlich das Kinn meiner Träume gekriegt und meine deutsche Autorenstimme gefunden. Nun hoffe ich, auch die deutschsprachigen Leser zu gewinnen.